An uns Menschen führt da kein Weg vorbei
Diese Aussage ist vielschichtig und fundamental wichtig für die weitere Entwicklung dieser Schlüsseltechnologie. Und ebenfalls entscheidend wichtig für die Rolle, die wir Menschen in der Beziehung zur Digitalisierung und speziell zur KI in Zukunft spielen werden. Hierüber möchte ich auf dem Hintergrund der diesjährigen Digital X Messe in diesem Beitrag schreiben. Und über die Tatsache, dass diese „Wahrheit“ bei uns Menschen in unserm bewussten Denken, Fühlen und Handeln offenbar erst bruchstückhaft angekommen ist.
Highlight Digital X Messe Köln
Am 07. und 08.September also vor wenigen Tagen fand in Köln die Digital X Messe statt. Zwei Tage „high Potential“ Vorträge über den neusten Stand der Digitalisierung und der KI. Und über die Probleme und Hindernisse bei der Weiterentwicklung und Implementierung dieser Schlüsseltechnologie in unseren Alltag.
Ein Feeling fast so wie in guten alten Zeiten
Aber es waren insbesondere auch zwei Tage, in denen nur das obligate Tragen der Gesichtsmasken auf dem Messegelände und der morgendliche Coronatest daran erinnerten, dass wir immer noch in „Coronazeiten“ leben.
Ansonsten fühlte es sich an wie früher. Viele Menschen auf einem „Haufen“ beim Essen, Trinken, Lachen, Diskutieren, voneinander Lernen und sich miteinander in einer Gemeinschaft fühlen. Und dies alles natürlich live und Face to Face. Und so wie viele es von uns bereits schmerzlich vermisst haben, richtig zum „Anfassen“.
Auf dieser Messe bringt die Digitalisierung Menschen wieder zusammen
Die innovativste und für einige auch bedrohlichste Technologie der Gegenwart und Zukunft machte es also möglich, dass wir als Menschen wieder zusammenkommen konnten, so wie es für unser Menschsein so typisch und lebensnotwendig ist. Direkt, unmittelbar, hautnah.
Es waren Menschen, die da auf der Bühne standen und wiederum anderen Menschen auf den Zuschauerplätzen hochkarätige Vorträge hielten. Vorträge über Techniken, die wiederum federführend von Menschen entwickelt wurden. Und von Menschen in unserem Lebensalltag implementiert werden. Damit Menschen sie in der Folge anwenden und nutzen.
Der Mensch ganz wichtig aber kaum beachtet
Der Mensch war also bei dieser Veranstaltung nicht wegzudenken. Er war für diese Veranstaltung existentiell wichtig. Und dennoch tauchte er bei den Vorträgen und den Diskussionen als Betrachtungsgegenstand, wie ich den Eindruck hatte, gar nicht oder nur verschlüsselt, verschwommen und am Rande auf.
Künstliche Intelligenz kann nicht besser präsentiert werden
Sicherlich war für mich der Vortrag von Prof. Dr. Sabina Jeschke RWTH Hochschule Aachen eine echte Offenbarung und ein erstes Highlight dieser Messe. Sprachlich perfekt und verständlich vorgetragen. Fantastisch strukturiert und hochkompetent. Und gleichzeitig präsentierte Frau Dr. Jeschke ihre „Sache“ künstliche Intelligenz mit ungeheurer Leidenschaft. An dieser Stelle dieses Events wurde auch dem letzten Besucher klar, dass KI, so wie es die Referentin ausdrückte, die Dampfmaschine der 4. industriellen Revolution ist.
Beeindruckend das von ihr vorgebrachte Beispiel der KI basierten Software AlphaGo. Die mit dem Mix aus supervised, unsupervised und reinforcement learning innerhalb von kurzer Zeit selbstlernend fast perfekt beim Brettspiel GO wurde. So dass sie 2015 den Großmeister Fan Hui in diesem Spiel vernichtend schlagen konnte. Und ihn vollkommen zur Verzweiflung brachte.
Unsere Reglementierungen bringen uns um
Gut wie Günther Oettinger, ehemaliger EU Kommissar, eine Entflechtung und Vereinfachung von Verwaltungsvorschriften forderte. Mein Eindruck war es nicht erst an dieser Stelle, dass unsere ausufernden Reglementierungen dabei sind, unsere Wirtschaft samt unserer Innovationskraft in einen schleichenden Suizid zu treiben. Deutschland wird nach und nach abgehängt und von Investoren mehr und mehr gemieden.
Ein Influencer in unserer Bundesregierung
Jung, dynamisch und aufgeschlossen zeigte sich Dr. Markus Richter, Beauftragter der Bundesregierung für Informationstechnik. Ressortübergreifender Austausch und Zusammenarbeit. Forcierung der menschlichen Digitalisierung unter Einbeziehung der Menschen auch im Verwaltungsapparat. An Dr. Richter kann es nicht liegen, wenn unsere Bürokratie wie apathisch hinterherhinkt.
Der Mensch, das Natürlichste auf dieser Welt
Auf wohltuende Art etwas mehr Mensch tauchte auf der Bühne auf, als Prof. Dr. Grönemeyer, Bruder des legendären gleichnamigen Sängers, über „digital Health“ sprach. Und ihm das Wort Mensch ganz unbefangen und natürlich immer wieder über die Lippen kam. So als seien wir Menschen doch das, was wir wirklich im Grunde genommen sind. Das Natürlichste auf dieser Welt. Viele andere Referenten,-innen taten sich da mit dem Wort Mensch und dem, was dahinter steht, deutlich schwerer.
McDonalds, der Mensch und die menschliche Digitalisierung
Den Durchbruch bezüglich der Rolle des Menschen im Kontext der Digitalisierung erwartete ich dann im Vortrag: „Humanisierte Digitalisierung – warum der Mensch der Schlüssel zu einer erfolgreichen Digitalisierung ist“. Na klar machte die Personalleiterin von McDonalds Sandra Mühlhause den Zuhörern klar, warum für McDonalds ihre Mitarbeiter in den Filialen verdammt wichtig sind. Und wie toll es ist, dass McDonald nun dank der neuen Flip App endlich alle Mitarbeiter in den Filialen erreichen kann. Und mit ihnen direkt kommunizieren kann.
Warum der Mensch nun aber der Schlüssel zu einer menschlichen Digitalisierung ist, wurde leider auch an dieser Stelle nicht erklärt. Und auch nicht wie eine solche menschliche Digitalisierung ablaufen könnte.
Humanism Digitalisierung – eine mögliche Antwort auf drängende Fragen?
Leider habe ich Prof. Julian Nida-Rümelin, einer der führenden Philosophen und Staatsminister a.D. verpasst, der über den „Digital Humanism“ sprach. Und über den Weg in eine gute digitale Zukunft.
Der digitale Humanismus bedeutet, dass die Menschen wieder ins Zentrum technologischer Entwicklungen gestellt werden. Und sie werden zum Maßstab im digitalen Zeitalter gemacht.
Ich würde mich freuen, wenn genau diese Botschaft Prof Nida-Rümelin in seinem Vortrag auch zur Sprache gebracht und damit auf dieser Messe gegenwärtig gemacht hat.
Digitalisierung kann nur als menschliche Digitalisierung gelingen
So sehe ich es auch. Digitalisierung und insbesondere KI kann nur gelingen, wenn sie sich an unseren menschlichen Bedürfnissen orientiert. Und diesen und uns Menschen dient. Und sich dabei die Natur des Menschen und die Art, wie wir funktionieren, zum Leitbild ihrer Entwicklung macht.
Ohne menschliche Digitalisierung ist unsere menschliche Identität bedroht
Wenn dies so nicht gelingt, dann wird unser Überleben nicht nur durch eine bedrohlich zunehmende Zerstörung unserer ökologischen Lebensgrundlagen gefährdet. Sondern auch durch eine zunehmende Entfremdung, Entmachtung und Entwertung bis hin zu unserer vollkommenen Bedeutungslosigkeit in einer übermächtigen, totalitären, technisierten Welt.
Dies wäre gleichzusetzen mit der Zerstörung unserer Identität als Menschen.
Wir haben unser Leben in der Hand
Nur allein wir haben die Richtung dieser Entwicklung in unserer Hand. Und wenn wir wollen, dann bestimmen alleine wir die Richtung und die Qualität der Entwicklung von Digitalisierung und künstlicher Intelligenz.
Der Mensch im Mittelpunkt
Wir müssen uns Menschen wieder in den Mittelpunkt des globalen Geschehens rücken. Unsere Bedürfnisse, unsere Einmaligkeit, unsere Werte, unser Recht auf ein freies, gesundes und selbstbestimmtes Leben. Nicht weil wir das Wichtigste auf dieser Welt sind. Sondern weil wir es verdient haben. Und wir so unser Überleben in Würde und Respekt sicherstellen.
Es wird Zeit, das gesammelte Wissen über uns Menschen zu nutzen
Genug qualifiziertes Wissen ist vorhanden
Wir haben mittlerweile genug soziologisches, pädagogisches, psychologische und neurowissenschaftliches Knowhow über den Menschen. Und wir sind in der Lage noch viel mehr erfahrungsgeleitetes, wertvolles Wissen über uns Menschen zu generieren.
Und es ist dringend notwendig, dass diese Spezialisten für das menschliche Funktionieren den Platz und das Gehör in unseren Teams, Netzwerken, Unternehmen, Verwaltungen, Digitalisierungsprozessen bekommen, der ihrem Nutzen entspricht.
Mut, Lernbereitschaft, Kreativität und Entschlossenheit bringen uns voran
Es fehlt vielen Verantwortlichen und Entscheidungsträgern an Mut, Lernbereitschaft, Kreativität und Entschlossenheit. Das war auf dieser Messe immer wieder von verschiedensten Seiten her als Bestandsaufnahme zu hören. Und es mangelte nicht an dringlichen Appellen und Ermutigungen der Referenten,-innen an dieser bremsenden Haltung und Einstellung vieler Menschen etwas zum Positiven hin zu ändern.
Wir können dies nur erreichen und damit eine menschliche Digitalisierung und einen Wertschöpfungsprozess Digitalisierung ermöglichen, wenn wir endlich in multidisziplinären Teams zusammenarbeiten. Und so miteinander herausfinden, woran es liegt, dass die Haltung und Einstellung so vieler Menschen nicht nur zur Digitalisierung bremsend und mitunter sogar destruktiv ist. Und wir müssen miteinander herausfinden, wie wir dies gemeinsam ändern können.
Persönliche Führung 4.0 als Werkzeug unserer individuellen Weiterentwicklung
Ein wichtiger Baustein möglicherweise sogar Schlüssel in diesem individuellen und kollektiven Weiterentwicklungsprozess wird unsere Fähigkeit zur Selbststeuerung = persönlichen Führung sein. Mein Impuls und Beitrag in diesem Lernprozess ist die aktuelle Entwicklung meines 4-faktoren Modell der „persönlichen Führung 4.0“.
„Persönliche Führung 4.0“ beschreibt vier menschliche Kernkompetenzen mit deren Hilfe wir das individuelle, selbstgesteuerte Erlernen eines neuen Bewusstseins, neuer Glaubenssätze, neuer Werte und schließlich eines neuen Spirits unterstützen können.
Das Training „persönlicher Führung 4.0“ bedeutet, dass wir lernen, wie wir Menschen funktionieren und wie wir Menschen uns fortlaufend lernend weiterentwickeln können. Jeder für sich und natürlich alle gemeinsam.
Yes we can. Packen wir es also an.