Krisen dürfen sein, müssen aber nicht: Teil 1 – Was ist eine persönliche Krise?
Wenn Sie sich überfordert fühlen…
Eine persönliche Krise ist nach meinem Verständnis eine Lebenssituation, in der die betroffenen Menschen sich durch die aktuellen Ereignisse und ihre Lebensumstände überfordert fühlen. Menschen in einer Krise wissen nicht, wie sie sich gerade verhalten sollen. Was sie tun können und wie es ihnen gelingt, die anstehenden Herausforderungen zu bewältigen. In einer solchen Lebenssituation ist schnelle Krisenintervention ganz wichtig.
In Krisensituationen erleben die Betroffenen oft sehr intensive, mitunter auch beängstigende Gefühle von Hilflosigkeit, Panik, Schmerz, Trauer. Und von Resignation, Wut, Kontrollverlust, Bedrohung, Angst, Selbstzweifel, Schuld.
Wie kommt es zu Krisen?
Krisen können plötzlich auftreten, ausgelöst durch ein unvorhergesehenes Ereignis wie z.B. durch eine schwere Krankheit. Oder den Tod einer nahestehenden Person, Trennung, Entlassung, Invalidität.
Oder sie können sich langsam entwickeln, weil eine laufende Veränderung, ein Konflikt, eine Verschlechterung unserer Gesundheit, finanzielle Schwierigkeiten, Probleme im Beruf oder einer Beziehung ein Ausmaß erreichen, durch das wir uns überfordert fühlen. Das wir nach unserem Erleben also nicht mehr bewältigen können.
Auch kleine Krisen können sehr belastend sein
Neben diesen „großen“ mitunter auch länger andauernden Krisen gibt es auch „kleine“ Krisen. Krisen, die in unserer durch Zeitdruck, wachsende Leistungsanforderungen und Informationsüberflutung gekennzeichneten Zeit auch mehrmals am Tag auftreten können.
Diese „kleinen“ Krisen können sein, eine wichtige Entscheidung, die zu treffen ist und uns überfordert. Mehrere dringende Arbeiten, die gleichzeitig erledigt werden sollen. Ein Streitgespräch am Arbeitsplatz oder in der Partnerbeziehung, für das es gerade keine Lösung gibt. Auch solche Situationen lösen kurzfristig diese für eine subjektiv erlebte Krise typischen Gefühle der Überforderung, des nicht Weiterwissens und der Hilflosigkeit aus.
Krisen können uns krank machen
Ob nun im „Kleinen“ oder „Großen“ erlebt, sind die für Krisen typischen Gefühle von Ohnmacht, Hilflosigkeit, Panik, Unsicherheit, Kontrollverlust, Überforderung für uns Menschen sehr unangenehme Gefühle. Und sie lösen starken negativen Stress bei uns aus.
Damit sind persönliche Krisen zusätzlich zur aktuellen, scheinbar unlösbaren Problematik eine große gesundheitliche Belastung für die Betroffenen. Und sie können, wenn sie länger anhalten oder als „kleine“ Krisen häufiger am Tag auftreten, somit krank machen. Oder aber eine vorhandene Krankheit noch verschlechtern.
Es ist also sehr sinnvoll, das subjektive Erleben einer persönlichen Krise möglichst schnell zu beenden. Oder besser noch durch präventive Maßnahmen dessen Auftreten vorzubeugen. Um so den einhergehenden Verlust an Lebensqualität und die negativen Auswirkungen auf unsere Gesundheit möglichst schnell zu beseitigen.
Unser eigenes Gefühl entscheidet, ob wir in einer Krise sind
Ob Menschen sich nun in einer persönlichen Krise befinden oder nicht, hängt nach dem obigen Verständnis also nur davon ab, wie sie die aktuelle, herausfordernde Lebenssituation subjektiv erleben. Fühlen sich die Betroffenen durch die aktuellen Lebensumstände überfordert, dann befinden sie sich in einer Krise. Und je stärker das Gefühl der Überforderung ist, desto größer und gesundheitlich belastender ist die erlebte Krise.
Haben die betroffenen Menschen aber das Gefühl, sie sind fähig, die aktuelle, herausfordernde Situation zu bewältigen, dann erleben sie diese Situation nicht als Krise. Auch wenn diese Situation ebenfalls unangenehm, unbequem und belastend ist.
Unser Erleben ist sehr unterschiedlich
Der Verlust eines Arbeitsplatzes oder die Trennung von seinem Lebenspartner-in kann den einen Menschen also in eine schwere Krise stürzen. Wenn dieser nicht weiß, wie er mit dieser Veränderung umgehen soll. Ein anderer ist möglicherweise bei einer solchen Veränderung sogar erleichtert. Da somit die unangenehme Lebenssituation beendet ist. Und sich durch den Verlust die Chance für einen Neuanfang und eine Verbesserung der Lebensqualität ergibt.
Wenn wir unser Leben wieder in unserer Hand haben…
Ganz wichtig ist also: das subjektive Erleben einer persönlichen Krise ist also beendet, wenn die Betroffenen wieder das Gefühl haben, die anstehenden Herausforderungen bewältigen zu können. Und somit das Problem lösen zu können. Wenn sie also wieder an sich, an ihre Fähigkeiten und an die Unterstützung aus Ihrem Umfeld glauben. Und wenn sie darauf vertrauen, dass „am Ende alles gut wird“.
Dies gelingt am ehesten durch schnelle professionelle Krisenintervention.
Eine Krise ist also nach dieser Definition nicht erst beendet, wenn das vorhandene Problem vollkommen gelöst ist. Und damit der ursprüngliche oder auch ein neuer Gleichgewichtszustand hergestellt sind.
Krisen sind für uns oft etwas Negatives
Diese Unterscheidung ist auch noch aus einem weiteren Grund sehr wichtig. Weil nämlich der Status einer Krise in unserer Gesellschaft in der Regel sowohl von den Betroffenen als auch dem Umfeld stark negativ bewertet wird. Und weil es deshalb für die Betroffenen eine zusätzliche Belastung gegebenenfalls sogar eine Stigmatisierung bedeutet, wenn sie sich in ihrem eigenen und in dem Bewusstsein des Umfeldes in einer Krise befinden.
Wie können wir eine Krise möglichst schnell beenden?
Mit welchen Schritten können Sie in einer subjektiv erlebten Krise diese Gefühle der Überforderung und Hilflosigkeit möglichst schnell beenden? Und wie können Sie sich vorsorglich davor schützen, dass Sie eine herausfordernde Situation als Krise erleben?
Antworten auf diese Fragen gebe ich Ihnen in dem 2. Teil meines Beitrages „Krisen dürfen sein, müssen aber nicht“.