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Professionelles Coaching: Es gibt viele Definitionen

Auf diese Frage gibt es eine unüberschaubare Vielzahl von unterschiedlichen Antworten. Und da der Begriff Coaching nach wie vor nicht geschützt ist, gibt es auch keine offiziell reglementierte Definition, was Coaching ist.

Unter anderem variieren die verschiedenen Definitionen von Coaching in Abhängigkeit von der Variante (z.B. Einzel-, Paar-, Gruppen-, Teamcoaching), den angewendeten Coachingmethoden, dem Anlass, der Thematik, dem Ziel des Coachings, der Zielgruppe und dem institutionellen Kontext des Coachings.

Eine Frage, die wir individuell beantworten müssen

Da alle diese Coachingdefinitionen sich auf einen realen Aspekt des Coachings beziehen, ist auch keine der Definitionen falsch. Die Wahl des jeweiligen Verständnisses von Coaching bzw. professionellem Coaching bleibt also individuell sehr unterschiedlich. Und dies gilt natürlich auch für meine persönliche Beantwortung der Frage: was ist professionelles Coaching?

Nach meinem Verständnis ist professionelles Coaching zunächst einmal formal gesehen ganz einfach und unspektakulär eine Arbeitsbeziehung. Oder im besseren Fall ein Arbeitsbündnis zwischen einem einzelnen Klienten oder einer Gruppe bzw. Team von Klienten und einem Coach.

Ihr Projekt im Mittelpunkt

Der Klient (ob Einzelperson oder Team) hat ein Projekt mit einem Anliegen, das er verwirklichen möchte. Zu dem Zeitpunkt, da der Klient einen Coach beauftragt, ist er der Überzeugung, dass er dieses Projekt mit der Unterstützung eines Coaches schneller und zuverlässiger erreichen kann.

Die Projekte der Klienten können sehr verschieden sein. Die Art des Projektes bestimmt wesentlich den Ablauf des Coachings. Und sie beeinflusst natürlich die vom Coach notwendigerweise geforderten Kompetenzen. Und natürlich auch die vom Coach vorgeschlagene Vorgehensweise und Coachingmethode.

Professionelles Coaching: Welche Projekte gibt es?

Projekte der Klienten können zum Beispiel sein: Krisenintervention und Problemlösung bei starken Verlusten, bei belastenden Veränderungen, bei Konflikten, Krankheit, drohender Krankheit, Angstzuständen, Überforderung, Stress.

Bei dieser Art von Projekt ist die Erwartung und Zielsetzung des Klienten voranging die Verringerung seines Leidensdruckes. Dieser ist in der Regel auch die Motivation für die Beauftragung eines Coaches durch den Klienten.

Die zweite große Gruppe von möglichen Projekten betrifft die persönliche und berufliche Weiterentwicklung des Klienten. Der Klient, der für die Erreichung eines solchen Zieles einen professionellen Coach beauftragt, erwartet u.a.: eine Verbesserung seiner vorhandenen Kompetenzen (speziell Führungskompetenzen), das Erlernen neuer Kompetenzen, seine Karriereentwicklung, die Auflösung von inneren Blockaden, den Aufbau einer positiven, bejahenden Beziehung zu sich selbst, die Steigerung seiner Gesundheit, seines Selbstwertgefühls und die Verbesserung seines physischen und psychischen Wohlbefindens.

Der Coach als Teil des Teams

Bei jedem dieser unterschiedlichen Projekte des Klienten ist der professionelle Coach Teil des Teams des Klienten. Teil des Teams des Klienten zu sein, ist in meinen Augen eine ganz wichtige Sichtweise und Haltung des Coaches. Und sie bewahrt ihn auch vor Selbstüberschätzung seiner Rolle und Bedeutung als Coach.

Zu dem jeweiligen Projektteam des Klienten können in Abhängigkeit von der Thematik und der Zielsetzung des Projektes weitere professionelle Spezialisten oder natürlich auch Personen aus dem privaten Unterstützungsnetzwerk des Klienten (Freunde, Partner, Familie) gehören.

Ganz wesentlich ist bei meinem Verständnis von professionellem Coaching aber, dass der Coach bereit ist, sich in das Projektteam des Klienten einzufügen. Und dem Klienten als Dienstleister seine Coachingkompetenzen in vollem Umfang und engagiert für dessen Zielerreichung zur Verfügung zu stellen.

Der Klient als Chef

Der Klient und nicht der Coach ist der Chef im Team des Klienten. Und er ist damit auch der Chef in dieser Arbeitsbeziehung mit dem Coach. Letztendlich entscheidet der Klient als Auftraggeber über das Ziel des Coachings und über den Weg zur Zielerreichung. Deshalb ist er es tatsächlich auch, der den Coachingprozess entsprechend seiner Anliegen, seiner Bedürfnisse und seiner individuellen Persönlichkeit führt.

Ein guter professioneller Coach ist fähig, sich einfühlsam, mitfühlend auf die Erlebnis- und Bedürfniswelt des Klienten einzulassen. Und dem Klienten auf diese Art bei der Wahl des besten Zieles, des geeigneten Weges und der Führung des Coachingprozesses zu unterstützen.

Was macht einen guten Coach aus?

Ein guter professioneller Coach ist bereit sich durch die Bedürfnisse und die Anliegen des Klienten führen zu lassen. Gleichzeitig unterstützt er den Klienten aber bei dieser Führung, indem er ihm Informationen, Wahrnehmungen, Impulse anbietet, die dem Klienten oft unbewusst sind. Und die er deshalb ohne den Coach nicht verfügbar hätte und nicht für das Erreichen seines Zieles nutzen könnte.

In besonders kritischen und herausfordernden Coachingsituationen (z.B. starke Emotionalisierung, innere Blockierung und Stillstand, radikale Infragestellung alter Wahrheiten und Selbstkonzepte des Klienten) kann es zeitlich befristet auch sinnvoll oder sogar notwendig sein, dass der Coach die alleinige Führung im Coachingprozess übernimmt. Und den Klienten durch diese kritische Phase des Coachingprozesses hindurchführt. Ihn sozusagen „an die Hand“ nimmt.

Wirklich gelungen und wertvoll ist ein professionelles Coaching in meinen Augen dann, wenn der Klient in der Zusammenarbeit mit dem Coach für ihn nützliche und wertvolle Ergebnisse erzielt. Ergebnisse, die er ohne die Mitarbeit des Coaches in seinem Projektteam nicht erreicht hätte.

Wie ein Coaching abläuft

Wie ein Coaching abläuft, hängt also ganz wesentlich von dem Anlass, der Thematik, der Erwartung, der Zielsetzung und der Persönlichkeit des Klienten ab. Und natürlich auch von der Persönlichkeit, den Vorerfahrungen und den methodischen Kompetenzen des Coaches.

Außerdem hängt der Ablauf des Coachings ganz wesentlich davon ab, welches qualitative Ergebnis das Coaching erzielen soll. Geht es bei dem Coaching um das Training vorhandener oder Erlernen neuer Kompetenzen? Oder geht es um die Klärung, Erhellung und gegebenenfalls Lösung einer problematischen mitunter auch „festgefahrenen“ privaten oder beruflichen Lebenssituation des Klienten?

Verbale Interaktion als Werkzeug

Diese beiden Ergebnisse lassen sich vorrangig auf einer sachlichen, in schwacher Form auch emotionalen Ebene der Interaktion erreichen. Das dabei genutzte Werkzeug ist vorrangig verbale Kommunikation. Klient und Coach reflektieren, analysieren, bewerten den Sachverhalt kognitiv. Und sie üben dann bei Bedarf neue Gewohnheiten des Denkens (= Glaubenssätze) und Verhaltensweisen ein.

Die andere Gruppe von möglichen qualitativen Coachingergebnissen bezieht sich auf die Auseinandersetzung mit blockierenden, belastenden Konflikten aus der Vergangenheit des Klienten.

Die tiefergehende emotionale Ebene

Hier ist zur Verringer ung des Leidensdruckes oder der gewünschten persönlichen/beruflichen Weiterentwicklung des Klienten die deutlich tiefergehende und damit notwendigerweise intensive, emotionale Auseinandersetzung mit dem zurückliegenden Konflikt notwendig. Denn nur durch die Lösung dieses Konfliktes können die in der Gegenwart hinderlichen Blockaden und Einschränkungen beim Klienten beseitigt werden.

Für eine solche Coachingarbeit muss der professionelle Coach fähig sein, unbewusste Persönlichkeitsanteile und Kommunikation des Klienten zu sehen und zu verstehen. Dies gelingt ihm, indem er intuitiv-empathisch mit der Erlebniswelt des Klienten mitschwingt.

Und der Coach muss in der Lage sein, den Konfliktlösungsprozess des Klienten zu unterstützen, indem er auf intuitiv-emotionale Art und Weise Impulse setzt. Impulse, die den Klienten dann auf einer mehr oder weniger tiefen, emotionalen Ebene seines Erlebens erreichen.

Eine solch intensive, spezialisierte und auch länger dauernde Coachingarbeit mit einem Klienten wird immer dann notwendig, wenn tiefer gehende, zurückliegende Konflikte die aktuelle, belastende Problematik verursachen. Sie sozusagen „am Leben“ erhalten“.

Denn nur durch die emotionale, intensive Auseinandersetzung mit diesen Konflikten, kann der Klient hier die von ihm angestrebten Ergebnisse erzielen.

Was ist die hohe Kunst des professionellen Coachings?

Diese Art mit Klienten zu arbeiten, ist nicht nur in meinen Augen die “hohe Kunst“ des Coachings. Denn sie erfordert entweder ein ausgeprägtes Talent des Coaches auf dem Gebiet der intuitiv-emotionalen und empathischen Wahrnehmung, Kommunikation und Intervention. Oder sie macht eine sehr intensive und umfängliche Ausbildung und auch persönliche Erfahrung des Coaches bezüglich dieser Kompetenzen notwendig.

Solche spezialisierten Fähigkeiten lassen sich nicht in 3- 6 Wochenendseminaren erlernen. Außer sie sind bereits durch Talent oder Vorerfahrungen vorhanden und müssen nur verfeinert werden. Müssen diese Coachingkompetenzen überwiegend neu erlernt werden, erfordert dies eine Ausbildung von 1-3 Jahren. Und diese muss dann auch eine intensive Reflektion der eigenen Geschichte und Persönlichkeit des angehenden Coaches beinhalten.

Der Prozess der Lösungsfindung

Die Klärung, Erhellung und gegebenenfalls Lösung einer problematischen mitunter auch „festgefahrenen“ privaten oder beruflichen Lebenssituation des Klienten dagegen lässt sich oft in 1-5 Coachingsitzungen erreichen.

Der professionelle Coach, der einen Klienten bei diesem Prozess begleitet und unterstützt benötigt hierzu Fähigkeiten, die er oft schon als engagierter, qualifizierter Projektleiter oder Führungskraft im Rahmen seiner beruflichen Tätigkeit erlernt hat. Und die dann in kürzeren Coachingausbildungen noch verfeinert und erweitert werden können.

Die Ergebnisse eines solchen Coachings sind für den Klienten in der Regel genauso nützlich und wertvoll, wie die tiefer gehende und damit intensivere Coachingarbeit an blockierenden zurückliegenden Konflikten. Beide Qualitäten des Coachings sind in meinen Augen unverzichtbar und von ihrem Stellenwert her als gleichwertig zu bewerten.

Wie wirksam ist Coaching wirklich?

Zum Abschluss möchte ich gerne noch auf die Wirksamkeit und den Nachweis der Wirksamkeit der verschiedenen Coachingmethoden eingehen. Besser untersucht ist ein solcher Effekt bezüglich der Anwendung von Psychotherapieverfahren.

Diese Ergebnisse aus den Untersuchungen von Psychotherapieverfahren lassen sich bedingt auch auf das professionelle Coaching übertragen. Sie werden von vereinzelten Untersuchungen im Coachingbereich bestätigt.

Die Frage, ob Psychotherapie bzw. Coaching wirkt, ist anhand der Untersuchungen nicht klar zu beantworten. Die meisten Untersuchungsverfahren basieren auf Selbsteinschätzungen der Klienten und Therapeuten/Coaches. Diese ergeben dann auch eine nachweisbare Wirksamkeit der unterschiedlichen Psychotherapie-/Coachingverfahren.

Objektive Untersuchungsverfahren sind seltener und ergeben dann einen deutlich geringeren bis gar keinen Wirkungseffekt der verschiedenen Verfahren.

Die Bedeutung der therapeutischen Allianz

Neben der vereinzelt nachgewiesenen Wirksamkeit von Therapie und Coaching in Abhängigkeit von der jeweils angewendeten Methode gibt es interessanterweise auch einen generellen, methodenunabhängigen Wirkfaktor von Therapie/Coaching. Diesen nennt man die therapeutische Allianz zwischen Klienten und Therapeut/Coach.

Diese therapeutische Allianz kann insbesondere in der Anfangsphase der Therapie und des Coachings 30%-70% in einzelnen Fällen sogar 100% des positiven Effektes der Therapie, des Coachings bewirken. Und dieser Effekt ist, wie gesagt, unabhängig von der jeweiligen Methode.

Diese „therapeutische Allianz“ betrifft die Qualität der Beziehung zwischen Klient und Therapeut/Coach. Ist die Beziehung des Therapeuten/Coaches zum Klienten geprägt von Echtheit + Aufrichtigkeit, Empathie + Verständnis und Akzeptanz + Wärme, dann hat sie den positivsten Einfluss auf die in Therapie und Coaching erzielten Ergebnisse.

Die Beziehungsebene als Erfolgsfaktor

Ein weiterer Faktor, der methodenübergreifend maßgeblich zum Erfolg von Therapie/Coaching in der Anfangsphase beiträgt, ist das Vertrauen des Klienten in die Person und Kompetenz des Therapeuten/Coaches. Und die Überzeugung des Klienten, dass der Therapeut/Coach ihm helfen kann.  Sowie als 3. Faktor der gemeinsame Glaube von Klient und Therapeut/Coach in die Wirksamkeit der jeweils angewendeten Methode.

Wichtig ist auch die Erfahrung, dass unabhängig von der angewendeten Methode professionelles Coaching umso wirksamer ist, je mehr Gefühle im Coachingprozess angesprochen und beteiligt sind.

Gutes Coaching ist unersetzlich

In meinen Augen ist professionelles, engagiertes und kompetentes Coaching unglaublich wertvoll. Und bei bestimmten persönlichen Herausforderungen und Vorhaben ist es im Grunde genommen sogar unersetzlich.

Und professionelles Coaching sollte deshalb noch viel öfters und von mehr Menschen zur Erzielung besserer Ergebnisse genutzt werden. Besonders auch, um mehr Gesundheit sowie psychisches und physisches Wohlbefinden im eigenen Leben zu erreichen. (siehe dazu auch mein Blogbeitrag „Was macht gutes Coaching so wertvoll?“ (https://hohmann-coaching-frankfurt.de/was-macht-gutes-coaching-so-wertvoll )

Zur Vertiefung und zur wissenschaftlichen Fundierung dieses Themas siehe bitte: Dr. Gerhard Roth und Dr. Alice Ryba: Coaching, Beratung und Gehirn: Neurobiologische Grundlagen wirksamer Veränderungsprozess, Stuttgart 2016