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Als vor 4 Jahren der renommierte Arzt und Neurowissenschaftler Dr. Tobias Esch im Rahmen einer Fortbildungsveranstaltung zum Thema Gesundheit über Glück und Glückforschung referierte, glaubte ich meinen Ohren nicht zu trauen.
Natürlich war das Wort „Glück“ auch damals schon fester Teil meines Wortschatzes. Aber „Glück“ war für mich in meinem Bewusstsein kein ernstzunehmendes Thema und schon gar nicht war „Glück“ für mich ein angemessener Gegenstand streng wissenschaftlicher Forschung.

Glück ist mehr als nur ein Wort aus kitschigen Liebesromanen

Mittlerweile habe ich zu dem Wort „Glück“ eine ganz andere Haltung entwickelt. Glück ist jetzt für mich ein angenehmes Empfinden im Leben von uns Menschen, nach dem wir alle immer wieder streben. Glück ist ein emotionaler Zustand, der fast schon magische, positive Auswirkungen auf unser psychisches und körperliches Befinden hat. Glück ist mittlerweile auch schon vielfach in wissenschaftlichen Studien untersucht worden.
Deswegen möchte ich dem Thema „Glück“ hier heute sehr gerne einen ganzen Blogbeitrag widmen.

Was ist Glück wirklich?

Mit Glück ist in diesem Beitrag nicht der glückliche Zufall gemeint. Als Erklärung von Ereignissen im Sinne von „da hast Du aber Glück gehabt“.
Ich möchte hier über Glück als ein für uns ganz wichtiges subjektives Empfinden schreiben. Und diese Art von Glück lässt sich zunächst einmal in zweierlei Weise unterscheiden: einmal in den „glücklichen Moment“ als zeitlich befristete Reaktion auf ein inneres oder äußeres Ereignis. Und zum anderen in das „glückliche Leben“ als einen längerfristigen Zustand, eine Grundstimmung oder Grundhaltung in unserem Leben. Hier können wir auch von einem Glücks-Setpoint oder einer Glücks–Baseline sprechen, die bei uns Menschen individuell sehr unterschiedlich entwickelt sein kann. Dieser Glücks-Setpoint ist ein überdauernder Zustand von mehr oder weniger großer Zufriedenheit, Harmonie, Leichtigkeit oder Erfüllung. Von dieser Glücks-Baseline aus bewegt sich dann das aktuelle, zeitlich befristete Glücksempfinden nach oben bei positiven Ereignissen. Und nach unten, wenn etwas Negatives geschehen ist.

Glücklich sein ist für uns ein Zustand, der uns antreibt

Das Empfinden von Glück und da insbesondere in der Qualität des glücklichen Momentes wollen wir Menschen immer wieder haben. Das Verlangen nach diesem angenehmen, mitunter sogar euphorisch, rauschhaften Zustand treibt uns immer wieder an, aktiv zu werden und zu handeln. Tatsächlich erleben wir Menschen diesen Zustand des Glücklichseins als Belohnung. Und immer wenn eine bevorstehende Handlungsweise uns diese Art von Belohnung, diesen angenehmen Zustandes als Ergebnis unserer Handlung in Aussicht stellt, sind wir motiviert, zu handeln.

Die Erwartung von Glück ist für uns Menschen Motivation

Die Erwartung einer Belohnung in Form von Glück und Wohlbefinden als Folge unseres Verhaltens nennen wir tatsächlich Motivation. Wenn wir also erwarten, dass eine bestimmte Handlung von uns am Ende diesen „magischen“ Zustand des Wohlbefindens in uns auslöst, werden wir aktiv. Wir werden aktiv und vollbringen mitunter unvorstellbare Leistungen, um schließlich, wenn die Leistung vollbracht ist, dieses wunderbare Wohlbefinden also unsere Belohnung zu erleben. Das ist Stand der neurowissenschaftlichen Forschung. Und es ist als praxisrelevantes Wissen leider noch nicht besonders weit verbreitet in den Bereichen, in denen es so wertvoll für das Motivieren von Menschen wäre: In der Erziehung, in der Schule, in Unternehmen, in der Politik.

Was geschiet in unserem Gehirn, wenn wir glücklich sind?

Die Erwartung einer Belohnung in Form von Glück und die Auslösung dieses Glücksempfinden wird in unserem Gehirn im mesolimbischen System gesteuert. Hier sitzt unser internes Bewertungs- und Motivationssystem. Dieses System sagt uns, ob ein bevorstehendes Verhalten das von uns so begehrte Glücksempfinden wahrscheinlich auslösen wird oder nicht. Wenn unser Gehirn eine Belohnung für unsere Aktivität erwartet, dann schüttet es Dopamin aus. Dopamin ist also der magische „Motivationsstoff“. Und wenn dann unser Verhalten erfolgreich war, dann schüttet unser mesolimbisches System diesen „sagenhaften“ Cocktail aus neuromodulatorischen Substanzen aus. Diesen Cocktail, der in hoher Konzentration sogar rauschhafte Zustände in uns auslösen kann. So wie nach dem Genuss von Drogen.

Unser Körper versorgt uns mit organischen Drogen, wenn wir es uns verdient haben

Und tatsächlich gehören zu diesem wohltuenden Cocktail auch körpereigene Opioide und Cannabinoide. Sie docken in unserem Gehirn an denselben Rezeptoren an, wie die von uns von außen zugeführten Drogen. Sie wirken also genauso, wie von uns eingenommene Drogen. Zusätzlich enthält dieser Cocktail Oxytocin, das „Kuschelhormon“ und Serotonin, das Beruhigungshormon. Die Ausschüttung von Serotonin sagt uns, dass doch gerade alles gar nicht so schlimm ist in unserem Leben, wie wir vielleicht zunächst denken. Serotonin wird deshalb auch als „Glückshormon“ bezeichnet.

Es gibt viele Namen für ein und denselben Zustand

Der Umfang der Leistung, die wir erbracht haben, um dann von unserem mesolimbischen System belohnt zu werden, entscheidet über die Intensität des in der Folge erlebten glücklichen Empfindens. Je mehr wir dafür „tun“ mussten, umso intensiver ist in der Regel unser Glücksempfinden.
Und dieser Zustand, den wir immer wieder erleben wollen, hat viele Namen: Glück, Erfüllung, Freude, Zufriedenheit, Eins sein, im Fluss sein, Entspannung, Hochstimmung, Rausch, Euphorie. Und immer ist ein und dasselbe Wohlbefinden gemeint, das ausgelöst wird durch ein und denselben Cocktail der begehrten neuromodulatorischen Substanzen.

Wir haben unser Glück ein Stück weit in unserer Hand

Unsere Fähigkeit für den glücklichen Moment und das glückliche Leben ist laut der Glücksforschung bei uns Menschen zu 50% angeboren. Von den restlichen 50% beeinflussen zu 10% die äußeren Umstände die Intensität unseres Glücksempfindens und zu 40% sind wir durch unser Denken und Handeln für unser Glück selbst verantwortlich. Das heißt aber auch, dass wir unsere Fähigkeit, glücklich zu sein, trainieren können. Und damit dann das Empfinden von Zufriedenheit, Harmonie, Freude, Glück in unserem Leben und in bestimmten Augenblicken erhöhen können.

Was uns Menschen wirklich glücklich macht

Viele Studien zeigen, dass Geld uns nur bis zu einer bestimmten Höhe von Einkommen und Vermögen glücklicher macht. Ab diesem „kritischen“ Punkt erhöht sich unser Glücksempfinden nicht mehr, wenn wir mehr Geld haben.
Ganz wichtig für das Erleben von Glück und Zufriedenheit in unserem Leben sind 3 Faktoren, die unter dem Begriff Kohärenz zusammengefasst werden. Das heißt wir sind glücklicher, wenn wir 1. die Welt um uns herum verstehen, wenn wir die Geschehnisse erklären können. 2. macht es uns glücklicher, wenn wir den Eindruck haben, wir können die Dinge in unserem Leben beeinflussen. Und schließlich macht es uns 3. glücklich, wenn unser Leben einen Sinn hat.

Die „Grant Study“ und der Einfluss sozialer Beziehungen auf Glück und Gesundheit

Eine der außergewöhnlichsten Langzeitstudien, die je gemacht wurden, ist die „Grant Study“ der Harvard University. Seit immerhin jetzt 1938 werden männliche Studenten und mittlerweile auch deren Nachkommen regelmäßig mit Fragebogen, Gesprächen und medizinischen Verfahren untersucht. Ziel dieser Studie ist es, herauszufinden, welche Faktoren psychische und medizinische Gesundheit sowie Glück und Zufriedenheit verstärken. Und diese Studie zeigt, wie auch zahlreiche andere Untersuchungen, dass neben der gesunden Lebensweise insbesondere auch die menschenliebende, einfühlsame, wertschätzende Beziehung zu anderen Menschen ganz entscheiden dafür ist, wie gesund und glücklich wir Menschen sind. Ein weiterer wichtiger Faktor ist, wie wir mit unseren Krisen umgehen. Menschen, die Krisen als Chance sehen und versuchen aus ihnen zu lernen, geht es besser. Auch das Ausdrücken von starken Gefühlen ist wichtig für unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit, zeigt die Grant Study.

Wie können wir unser glücklich Sein trainieren?

Wie können wir also diese 40% Chance, mit der wir das Glück in unseren Händen halten, für das Training unseres Glücksempfindens und die Steigerung unseres Lebensglücks nutzen?
Einen guten Anhaltspunkt hierfür gibt uns das PERMA-Model des amerikanischen Vertreters der positiven Psychologie Martin Seligmann. Er empfiehlt, folgende Punkte zu beachten: 1. P-ositive Emotions: trainiere positive Emotionen wie Dankbarkeit, Genuss, Optimismus, Wertschätzung… 2. E-ngagement: – geh in Deinen Verpflichtungen auf, erlebe Dich als kompetent und komme in Deinem Leben so oft es geht in einen Flow. 3. R-elationship: baue mehr gesunde, stärkende, liebevolle, ehrliche Beziehungen auf. Entwickle Dein soziales Netzwerk weiter. 4. M-eaning: Erkenne einen Sinn in Deiner Arbeit, Deinem Leben, in dem, was Du tust. 5. A-ccomplishment: setze Dir realistische Ziele und erreiche sie. Baue Selbstvertrauen und Selbstwert auf.

Gib Dir die Erlaubnis, glücklichzusein

Und ich füge gerne noch hinzu: Voraussetzung für unser Glücklichsein ist es, dass wir uns dieses wohltuende Gefühl als Belohnung zunächst einmal überhaupt erlauben. Und dies fällt vielen von uns in unserer Kultur nach meiner Wahrnehmung recht schwer. Einer Kultur, in der Probleme haben und sich Sorgen machen oft viel mehr akzeptiert wird, als einfach nur glücklichsein, sich wohl fühlen und sich gut gehen lassen.

Wie wirken Glück und positive Gefühle auf unsere Gesundheit?

Laut Heather Rasmussen von der Universität in Kansas ist Optimismus von allen positiven Gefühlen der beste Prädiktor für physische und psychische Gesundheit. Das heißt, optimistische Menschen sind deutlich gesünder als negativ denkende und fühlende Menschen. Je nach Studie leben glückliche Menschen 5-10 Jahre länger als weniger glückliche. Glückliche Menschen werden seltener krank und haben ein reduziertes Herz-, Kreislaufrisiko. Und sie haben ein geringeres Schlaganfall- und Herzinfarktrisiko.
Diese Ergebnisse sind im Grunde genommen nicht verwunderlich. Denn immer, wenn dieser magische Cocktail von Serotonin und Oxytocin ausgeschüttet wird, reduziert sich die Konzentration des gesundheitsschädlichen Stresshormons Cortisol in unserem Körper deutlich. Je öfter wir also glücklich sind, desto weniger Stress haben wir und umso gesünder leben wir.

Letztendlich sind wir der Schlüssel zu unserem Glück

Eine Vielzahl von Studien zeigt, dass die Qualität unserer sozialen Beziehungen ganz entscheidend ist für unsere Gesundheit und unser Glücklichsein. Diese Botschaft sollte für die Menschen unter uns ein Weckruf sein, die sich mehr und mehr aus ihren sozialen Beziehung zurückziehen oder diese immer gefühlloser, unverbindlicher und austauschbarer gestalten.
Die wichtigste Grundlage für unser Glücklichsein, unsere Zufriedenheit ist aber aus meiner Sicht sicherlich die Qualität der Beziehung zu uns selbst.
Wenn wir in Freundschaft, Selbstbejahung und Liebe also im Einklang mit uns selbst leben, dann bietet dieser Frieden in uns die beste Voraussetzung, um mit all den anderen hier genannten Schritten das Glück in unserem Leben wachsen und vermehren zu lassen.

Sir Charlie Chaplin war nicht nur einer der einflussreichsten Komiker der Zeitgeschichte

Charlie Chaplin einer der ganz großen Filmschaffenden und einer der ganz besonderen Menschen soll an seinem 70. Geburtstag ein Gedicht über Selbstliebe geschrieben und vorgetragen haben. Aus diesem Gedicht möchte ich zum Abschluss meines Blogbeitrages folgenden Auszug zitieren. Dieser bewegt und beeindruckt mich sehr: „Als ich mich selbst zu lieben begann, habe ich mich von allem befreit, was nicht gesund für mich war, von Speisen, Menschen, Dingen, Situationen und von Allem, das mich immer wieder hinunterzog, weg von mir selbst. Anfangs nannte ich das „Gesunden Egoismus“, aber heute weiß ich, das ist Selbstliebe.“

Ich wünsche Euch ein glückliches und gesundes neues Jahr 2022!